Veranstaltung

Sexualität und Geschlecht in der 'Universitäts-Nervenklinik' Halle zwischen 1930 und 1945 (Anton Schulte)

In meinem Vortrag möchte ich einen Einblick in mein Dissertationsthema geben. Während des Nationalsozialismus wurden queere Personen in psychiatrischen Kliniken behandelt.  Über diese Behandlungen ist nicht viel bekannt. Im Kontext der nationalsozialistischen Rassenhygiene konnte die Diagnose einer psychischen Krankheit den Ausschluss aus der sogenannten NS-„Volksgemeinschaft“ bedeuten. Konstruktionen von Sexualität und Geschlecht spielten in der Konzeption von psychischen Krankheiten eine gewichtige Rolle. Ich untersuche Patient:innenakten der „Universitäts-Nervenklinik“ Halle (Saale), die exemplarisch die Prozesse, in denen Geschlecht und Sexualität konstruiert wurden, darstellen. Die „Universitäts-Nervenklinik“ funktionierte in diesem Kontext der NS-Bevölkerungspolitik als „Bewährungsraum“: während des Klinikaufenthalts sollte geklärt werden, ob die Betroffenen durch eine Behandlung wieder „normal“ gemacht werden und in die „Volksgemeinschaft“ zurückgeführt werden konnten.

Folgende Forschungsfragen sind für mich zentral: Wie und zu welchem Zweck wurden Betroffene eingewiesen und behandelt? Wie handelten Betroffene und behandelndes Personal Geschlecht und Sexualität in der „Universitäts-Nervenklinik“ Halle aus?

Die Patient:innenakten aus der „Universitäts-Nervenklinik“ sind eine einzigartige Quelle, die zur Erforschung bisher nicht erschlossener Aspekte des Umgangs von queeren Menschen während  des Nationalsozialismus herangezogen werden können.

Anton Schulte hat Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaften und Queer History an Universitäten in Wien, Wroclaw und London studiert. Von 2020 bis 2023 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit an der Martin-Luther-Universität Halle (Saale). Seit Sommer 2023 promoviere ich mit einem Stipendium des Landes Sachsen-Anhalt. Er arbeitet zudem als Vermittler bei der „Gedenkstätte für Zwangsarbeit“ Leipzig.

Der bebilderte Vortrag ist Teil der Reihe Lost and Found @ Spinnboden. Sie will einmal im Quartal lesbisch-queer-feministische Geschichte(n) mit Funden aus dem Spinnboden Lesbenarchiv bzw. laufende Recherchen im Archiv nahebringen.

Eingeladen sind
Alle

Zeitraum
27. September 2023 (19.30 Uhr)

Treffpunkt
Online via Zoom

Zugänglichkeit
Online

DGS-Verdolmetschung
Nicht verfügbar

Teilnahmebeitrag
€ 2 reg. / € 1 erm.

Anmeldung

Ansprechpartner*in
Lorenz Weinberg und Lara Ledwa