Perspektiven auf lesbische und trans* Geschichte aus den Ostprovinzen des Deutschen Reichs 1900-1933
Queeres Leben gab (und gibt) es überall – auch in Dörfern, Kleinstädten und mittelgroßen Kommunen. In der Forschung zum Deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik findet die queere Geschichte der sogenannten Ostgebiete des Deutschen Reichs wie Schlesien, Pommern und Ostpreußen jedoch kaum Beachtung. In seinem Vortrag wird der polnische Historiker Mathias Foit nicht nur seine wichtigsten Erkenntnisse in Bezug auf lesbische und trans* Geschichte aus diesen Regionen darstellen, sondern auch mit den gängigen Vorstellungen von urbaner Freiheit und ländlicher Repression sowie den Mythen, die sich um Queerness in den vermeintlich „goldenen“ zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ranken, aufräumen. Erzählt wird u. a. von einem lesbischen Theaterstück aus Breslau, dem Massagesalon als lesbischen Raum, der Bedeutung vom ländlichen Raum für trans* Menschen sowie diversen Einschränkungen für Frauen und trans* Menschen, was den Zugang zur großstädtischen queeren Kultur anbelangt.
Mathias Foit hat an der Freien Universität Berlin promoviert. Sein Buch „Queer Urbanisms in Wilhelmine and Weimar Germany: Of Towns and Villages“ (2023) zeigt eine bisher unentdeckte Welt des queeren sozialen, politischen und kulturellen Lebens in den östlichsten Provinzen des damaligen Deutschen Reichs auf. Er hat außerdem einen Abschluss in Anglistik an der Universität Wrocław (Polen) und arbeitet an geschichtskulturellen Projekten, die sich mit lokalen und regionalen Queer-Geschichten befassen.
Der bebilderte Vortrag ist Teil der Reihe Lost and Found @ Spinnboden. Sie will einmal im Quartal lesbisch-queer-feministische Geschichte(n) mit Funden aus dem Spinnboden Lesbenarchiv bzw. laufende Recherchen im Archiv nahebringen.
Foto: Dina Alma de Paradeda, Wikimedia Commons.