Veranstaltung

Lesbisch-queere Bewegung(en) archivieren

Ein Workshop der Forschungsgruppe „After Accumulation“ des Clusters „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective” der FU Berlin in Kooperation mit dem Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek Berlin

mit:

  • Lindsey Drury, Karina Rocktäschel, Samira Spatzek, Sima Ehrentraut und Nina Tolksdorf, Forschungsgruppe „After Accumulation“ des Clusters „Temporal Communities“ der FU Berlin
  • Franziska Rauchut, Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin, Geschlechterforscherin sowie Wissenschaftliche Koordinatorin des Digitalen Deutschen Frauenarchivs
  • Katja Koblitz, Historikerin sowie Geschäftsführerin und Archivleiterin des Spinnboden Lesbenarchivs und Bibliothek
  • Giuseppina Lettieri, Projektleiterin von Queer History Month Berlin

Anmeldung: bis zum 09.12.2022 unter: after.accumulation@temporal-communities.de

Der Workshop widmet sich der Frage, wie die Geschichte häufig unsichtbar gemachter lesbischer Bewegungen und Identitäten sichtbar gemacht werden kann und welche Archivstrukturen in diesem Prozess entstehen. Der Workshop beschäftigt sich mit dieser Frage in Zusammenarbeit mit einem konkreten Archiv: dem Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek. In den 1970er Jahren aus der Lesbenbewegung entstanden, will das Archiv jene Geschichte bewahren „die sonst in den herrschenden Erinnerungspolitiken an den Rand gedrängt werden.“

Der Workshop nähert sich in einer kritischen Auseinandersetzung der archivarischen Praxis auf zwei miteinander verbundenen Weisen: Einerseits sollen die Teilnehmenden in die praktische Archivarbeit eingeführt, anderseits Reflexion über die taktischen, systemischen und ökonomischen Bedingungen von gegen-hegemonialen Archiven angestoßen werden. Ein Fokus soll die Auseinandersetzung mit der Schwierigkeit sein, lesbische und queere aktivistische Bewegungen angesichts repressiver Strukturen zu dokumentieren und zu rekonstruieren.

Die Forschungsgruppe „After Acculumation“ des Clusters „Temporal Communities“ der FU Berlin will mit diesem Workshop theoretische und praktische Fragen der Archivierung und Vermittlung queeren Wissens erörtern: Inwiefern ist eine Archivstruktur denkbar, die auf die Sichtbarkeit diverser Identitäten und Sexualitäten in gesamtarchivarischen Systemen setzt? Wenn Archive als Orte der Wissensproduktion hegemonial dazu neigen, marginalisierte Leben und communities zumeist nur an gekennzeichneten Orten zu dokumentieren, findet lesbische und queere Geschichte dann immer als Parallelgeschichte statt? Welche Praktiken des Überschreibens sowie der historischen sowie politischen Intervention werden angewandt und welche Herausforderungen ergeben sich bei einer gegen-hegemonialen historischen Arbeit? Und nicht zuletzt: Welche anderen Archive lassen sich daran anknüpfend imaginieren?

Katja Koblitz, Leiterin des Spinnboden Archivs, wird anhand von Beständen in die Herausforderungen und Grenzen der Archivierung politischer Bewegungen einführen; Franziska Rauchut, Wissenschaftliche Koordinatorin des Digitalen Deutschen Frauenarchivs, wird dies mit einem Impuls zu queerer Erinnerungspolitik ergänzen. Giuseppina Lettieri, Koordinatorin des Queer History Month in Berlin, bringt Aspekte zur archivpädagogischen Vermittlung lesbisch-queeren Wissens ein.

 

Programm:

11:00 – 11:15 Uhr: Beginn mit Begrüßung durch die Forschungsgruppe „After Accumulation“ und
seitens des Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek e.V.

11:15 – 11:45 Uhr: INPUT I: Franziska Rauchut, Digitales Deutsches Frauenarchiv (DDF)
Theorieansätze zu queerem Gedächtnis und Archiv
Bsp. Publikation: „In Bewegung bleiben“ (2007)
Bsp. Vernetzung: ida-Dachverband deutschsprachiger Frauen-/Lesbenarchive (gegr. 1994) und dessen Projekte META-Katalog und DDF
Fragen an das Archiv als Wissensort aus queertheoretischer Sicht

11:45 – 11:50 Uhr: COOKIE BREAK

11:50 – 12:15 Uhr: Nachfragen und Diskussion zu INPUT I

12:15 – 13:15 Uhr: MITTAGSPAUSE

13:15 – 13:45 Uhr: INPUT II: Katja Koblitz, Spinnboden Lesbenarchiv sowie
Giuseppina Lettieri, Projektleiterin Queer History Month Berlin
Warum und wie wird lesbische Geschichte archiviert? (Katja Koblitz)
Wie kommen Bestände ins Archiv und wie werden sie zugänglich gemacht? (Katja Koblitz)
Wie kommt das Wissen zurück in die Bewegung(en) und was kann insbesondere der Queer History Month dazu beitragen? (Katja Koblitz/ Giuseppina Lettieri)

13:45 – 13:50 Uhr: COOKIE BREAK

13:50 – 14:15 Uhr: Nachfragen und Diskussion zu INPUT II

14:15 – 14:45 Uhr: GRUPPENARBEIT
a) Gruppe 1: Was tun mit einem Bestand, in dem das Wort „lesbisch“ nicht auftaucht? (Bsp. Rezensionen-Album und Roman „Der Skorpion“, 1919ff. v. A. E. Weirauch)
b) Gruppe 2: Was tun mit einem Bestand, in dem lesbische Liebe diffamiert wird? (Bsp. Presseberichterstattung zum Itzehoe-Prozess, 1974)

14:45 – 14:50 Uhr: COOKIE BREAK

14:50 – 15:15 Uhr: TRANSFER der Gruppenarbeit ins Plenum (je 10 Minuten)
mit anschließender Diskussion

15:15 – 15:20 Uhr: COOKIE BREAK

15:20 – 16:00 Uhr: Abschlussrunde und Verabschiedung

Eingeladen sind
Alle

Zeitraum
12. Dezember 2022 (11.00 - 17.00 Uhr)

Treffpunkt
Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek e.V., Anklamer Str. 38, 10115 Berlin, 2. Hinterhof, 3. Aufgang, 2. Stock

Zugänglichkeit
rollizugänglich via Fahrstuhl und Rampe; leider keine barrierefreie Toilette

DGS-Verdolmetschung
Nicht verfügbar

Teilnahmebeitrag
um Spende für den Spinnboden wir gebeten

Anmeldung

Ansprechpartner*in
Katja Koblitz