Veranstaltung

Homosexualität_en im Deutschen Kaiserreich um 1900

Der Begriff „Homosexualität“ entwickelte sich in den männerzentrierten Sexualwissenschaften des 19. Jahrhunderts. Um die Jahrhundertwende lässt sich jedoch eine Ausweitung und Diversifizierung des Begriffsradius verzeichnen: Studien und Belletristik zu weiblicher Homosexualität entstehen, in Berlin nimmt mit der Gründung des „wissenschaftlich-humanitären Komitees“ die erste Homosexuellen-Bewegung ihren Anfang und das Zusammenleben von „Freundinnen“ in der ersten bürgerlichen Frauenbewegung erscheint in einem neuen Licht. Parallel entsteht eine selbstbewusste lesbische Subkultur in Berlin, während das Outing homosexueller Männer im Umfeld Kaiser Wilhelm II. einen internationalen Medienskandal hervorruft.

In dem Vortrag wirft Tanja Gäbelein eine vergleichende Perspektive auf männliche und weibliche Homosexualität_en um 1900 unter Berücksichtigung des Klassenaspektes. Sie gibt damit einen Einblick in die komplexe Geschichte unterschiedlicher Homosexualität_en um 1900, deren Akteur*innen sich vielfach voneinander abgrenzten und zugleich in einem ambivalenten Wechselverhältnis zueinander standen.

Als vorläufigen Höhepunkt der Debatten begreift sie schließlich die Diskussion um eine Ausweitung des berüchtigten § 175 RStGB, in welcher nicht nur die Ausweitung der Strafbarkeit auf Frauen, sondern auch die Einführung einer gesonderten und verstärkten Bestrafung männlicher Sexarbeiter verhandelt wurde.

Tanja Gäbelein ist eine Politikwissenschaftlerin, freie Referentin und Moderatorin aus Berlin. In ihrer Master-Arbeit hat sie eine vergleichende Perspektive auf weibliche und männliche Homosexualität_en im Deutschen Kaiserreich um 1900 unter Berücksichtigung des Klassenaspektes geworfen. Überdies referiert sie zu den Themen Antifeminismus sowie queerfeministischen Perspektiven auf die extreme Rechte und ist Mitglied des femPI-Netzwerkes.

Der bebilderte Vortrag ist Teil der Reihe Lost and Found @ Spinnboden. Sie will einmal im Quartal lesbisch-queer-feministische Geschichte(n) mit Funden aus dem Spinnboden Lesbenarchiv bzw. laufende Recherchen im Archiv nahebringen.

Eingeladen sind
Alle

Zeitraum
03. Mai 2023 (19.30 Uhr)

Treffpunkt
Online

Zugänglichkeit
Online

DGS-Verdolmetschung
Nicht verfügbar

Teilnahmebeitrag
€ 2 reg. / € 1 erm.

Anmeldung

Ansprechpartner*in
Lara Ledwa und Tanja Gäbelein