Veranstaltung

Die SM-Diskussion in der ostdeutschen Lesbenzeitschrift frau anders in den frühen 1990er Jahren

„Übrigens […] war Sex schon immer ein Problem. Aber das gleiche gilt für das Wetter.“ (Zitat: frau anders Ausgabe 5/6-92, S. 24)

Im Vortrag werden Diskussionen über lesbisch_queere Sexualität innerhalb der ostdeutschen Lesbenzeitschrift frau anders der frühen 1990er Jahre vorgestellt. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern Sexualitätsdiskurse als Aushandlungsorte lesbisch_queerer Identitäts- und Geschlechtskonzeptionen fungierten. Im Mittelpunkt stehen Auseinandersetzungen um vergeschlechtlichte Körper, sexuelle Praktiken und die Verflechtungen von Geschlecht und Begehren, die entlang der kontrovers geführten Diskussionen über lesbische BDSM-Praktiken und sogenannte ‚SM-Lesben‘ in der frau anders nachgezeichnet werden sollen.

Die frau anders (1989-1993) war die einzige bisher bekannte Lesbenzeitschrift in der DDR und fungierte als Vernetzungsorgan der oppositionellen Lesbengruppen, die sich unter dem Dach der evangelischen Kirche in Arbeitskreisen organisierten. Herausgegeben wurde die frau anders in unregelmäßigen Abständen von 1989 bis 1993 von einer Gruppe Lesben aus der „Evangelischen Studentengemeinde Jena“. Das Anliegen der Redaktion war es, die Zusammenarbeit zwischen den Lesbengruppen zu erleichtern. Welche Rolle Sexualität in der frau anders spielte und welchen Stellenwert BDSM dabei einnahm, wird im Vortrag vorgestellt.

Lorenz Weinberg wird einen Einblick in die Arbeit an seinem Dissertationsprojekt geben und Teile der Quelleninterpretation ausgewählter Textstellen präsentieren.

Lorenz Weinberg, M.A., studierte Geschichte mit den Schwerpunkten Frauen- und Geschlechtergeschichte, Queer History und Sexualitätsgeschichte in Berlin und Wien und ist Doktorand_in am FMI der FU Berlin. Sein Dissertationsprojekt Feministische Sex Wars und Butch/Fem(me)-Kultur. Sexualitätsdiskurse als Aushandlungsorte lesbisch_queerer Identitätskonzeptionen in deutschsprachigen Lesbenbewegungen der 1970er-90er Jahre [Arbeitstitel] wird von der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert. Als ehemaliger Mitarbeiter_in im Spinnboden Lesbenarchiv Berlin beschäftigt sich Lorenz Weinberg intensiv mit lesbisch_trans*_queerer Bewegungsgeschichte und deren Quellen.

Der bebilderte Vortrag ist Teil der Reihe Lost and Found @ Spinnboden. Sie will einmal im Quartal lesbisch-queer-feministische Geschichte(n) mit Funden aus dem Spinnboden Lesbenarchiv bzw. laufende Recherchen im Archiv nahebringen.

Eingeladen sind
Alle

Zeitraum
15. März 2023 (19.30 Uhr)

Treffpunkt
Online

Zugänglichkeit
Online

DGS-Verdolmetschung
Nicht verfügbar

Teilnahmebeitrag
€ 2 reg. / € 1 erm.

Anmeldung

Ansprechpartner*in
Lorenz Weinberg und Lara Ledwa